Als Felix Mendelssohn Bartholdy den Dichter Johann Wolfgang von Goethe zum ersten Mal in Weimar besuchte, war er noch ein kleiner Junge. In einem Brief vom 10. November 1821 berichtet er seiner Familie in Berlin:
„Alle Nachmittage macht Goethe das Streichersche Instrument mit den Worten auf: ich habe dich heute noch gar nicht gehört, mache mir ein wenig Lärm vor; und dann pflegt er sich neben mich zu setzen, und wenn ich fertig bin, (ich phantasiere gewöhnlich) so bitte ich mir einen Kuß aus, oder nehme mir einen. Von seiner Güte und Freudlichkeit macht ihr euch gar keinen Begriff, eben so wenig als von dem Reichtum den der Polarstern der Poeten an Mineralien, Büsten, Kupferstichen, kleinen Statüen, großen Handzeichnungen, u.s.w., u.s.w. hat.“ 1
„Mach mir Lärm vor“, das war also die Aufforderung des damals 72-jährigen Goethe an den 12-jährigen Felix, Klavier zu spielen. Und das tat er ausgiebig:
„Ich spiele hier viel mehr als zu Hause, unter 4 Stunden selten, zuweilen 6 ja wohl gar 8 Stunden.“ 2